Ich sage es nicht gerne, aber laut chinesischem Kalender hat der Herbst bereits begonnen. Das hat jetzt nichts mit schwarz malen zu tun. Wettermäßig genieße ich weiterhin aus vollen Zügen jeden warmen Spätsommertag, doch essenstechnisch bin ich auf der Hut. Die Sache ist die: wenn du dich und dein Verdauungsfeuer jetzt fleißig weiter mit Gurken, Tomaten und Melonen runterkühlst, dann schwächst du deine Abwehr und es kann dir passieren, dass du im Winter vermehrt mit Verkühlungen zu kämpfen hast. Ernährung wirkt gründlich, aber nicht immer schnell: um gesund und stark durch den Winter zu kommen, darf jetzt wieder mehr gekocht werden. Speziell wenn du allgemein der Typ bist, der zu Kältegefühl neigt und/oder eine schlechte Verdauung hat.
Wenn du daran glaubst, dass dein Körper dir immer sagt, was ihm gut tut, dann muss ich dich jetzt leider enttäuschen. Wenn ich meine Kinder beobachte, dann stelle ich immer wieder fest, dass ein TCM Prinzip total zutrifft: der Körper erkennt nur das was in ihm vorherrscht! Folgst du diesem Ruf, so häufst du immer mehr von dem an, worüber du ohnehin bereits mehr als ausreichend verfügst. Sprich: bist du ein Erd-Typ und neigst zu Feuchtigkeit, so bist du höchstwahrscheinlich dem süßen Geschmack zugetan. Ernährst du dich dann, weil du es liebst, vermehrt von üppigen Speisen mit Sahne und Käse zubereitet, sowie ich es gerne getan habe, dann häufst du immer mehr Feuchtigkeit und Schleim an, bist deine Milz eines Tages das Handtuch wirft und deine Energieproduktion ins Trudeln gerät und du schlapp und müde bist und unter Verdauungsbeschwerden leidest.
Ich kenne das so gut! Und während meine Tochter mit starkem Erd-Anteil, das Süße und Üppige genauso liebt wie ich es tat, stelle ich fest, dass mein Sohn, ein drahtiges, sehniges Männchen (Holz-Typ), es lieber pikant und salzig/sauer mag. Die harte, scharfe Wurst die ihn noch mehr austrocknet, die liebt er besonders, während ihm vor nährendem Käse und Milchprodukten graust. Wie soll man da vorgehen, wenn die Typen und Bedürfnisse so unterschiedlich sind?
Was nach Quadratur des Kreises klingt, ist in Wirklichkeit gar nicht so schwer. Du bist bereits mitten drin, denn du liest gerade meinen Blog. Hier geht es prinzipiell um Mitte stärkende Speisen, solche die für alle Typen geeignet sind. Meine Rezepte tun der ganzen Familie gut. Das Rezept der Zitronen- oder Schoko Tarte mal ausgenommen.
Meine Botschaft für heute: Hinterfrage deine Gelüste und finde heraus, was du für ein Typ bist! Achte mal bewusst wie deine Ernährung auf dich und deinen Körper wirkt. Schau mal HIER bei den Geschmäckern nach. Das Metall Element (Herbst) folgt im Zyklus auf das Erd-Element (Spätsommer). Ist die Erde (Verdauung) schwach kommt es in Folge häufig zu Beschwerden im Bereich der Lunge. Bingo. Genauso war es bei mir. Zuerst die miese Verdauung, dann die ständigen Verkühlungen, Infekte, etc. Um das Metall Element, die Lunge und die Abwehrkraft, darum geht es auch im September in meiner TCM Begleitung. Warum Verkühlungen sich gerne mit Verstopfungen paaren, wie viel trinken ist sinnvoll und natürlich saisonale Rezepte zur Steigerung deines Immunsystems und deiner Lungen-Energie, das liest du alles im September in meiner TCM Begleitung.
Echtes Quetschekraut wurde früher stundenlang im Kupferkessel eingekocht. Durch die Reduktion war kein Zucker notwendig und es entstand eine dicke, fruchtige, schwarze Masse, die sich schwer reißend vom Löffel löste. Die Zwetschgen wurden dazu möglichst reif und süß verwendet.
Da ich keinen Kupferkessel besitze und auch nicht die Muse habe, über Stunden in einem Topf zu rühren, habe ich mich für die Backofen-Methode von der Mama meiner Freundin Klara entschieden. Somit haben wir nun auch noch Ungarn im Spiel, so viel Internationalität muss einfach gut werden!
Bei der Temperatur habe ich Angaben von 100° bis 200° gefunden. Ich habe mit der Temperatur im Bereich von 120° bis 170° (Umluft) gespielt. Ganz am Anfang, als noch mehr Flüssigkeit vorhanden war, habe ich höher geschaltet, im Laufe des Trocknungsprozess habe ich sie abgesenkt. Außer ab und zu ein Auge drauf werfen und die Temperatur anpassen, musst du nichts tun! Dafür hast du dann dieses köstliche schwarze Mus in deinem Keller, ohne Zucker und extrem köstlich im Winter einfach nur mit etwas Mandelmus auf einer Reiswaffel zum Beispiel.
QUETSCHEKRAUT – POWIDL:
circa 5 kg reife Zwetschgen
100 ml Apfelessig
Zwetschgen waschen, halbieren, entsteinen und die Hälfte der Früchte pürieren. Du kannst auch die ganze Masse pürieren, aber ich mag das wenn noch Stückchen am Ende wahrnehmbar sind. Dabei rollen die Schalen sich immer so schön ein, diese Kindheitserinnerung liebe ich. Das ist aber sicherlich Geschmackssache…
Den Essig auf dem Backblech verteilen und die Zwetschgen und die Masse darüber verteilen und im vorgeheizten Backofen circa 3-5 Stunden bei 120 – 150° backen. Klaras Mama hat ein Gasherd und stellt nur 100° ein, da hat sich bei mir nach 2 Stunden Umluft nichts getan, ich habe dann hochgeschalten. Im Prinzip kannst du ein bisschen mit der Temperatur spielen. Wenn du beobachtest kann nicht viel passieren. Je dickflüssiger die Masse wurde, desto weiter bin ich mit der Hitze runtergegangen. Bei insgesamt niedrigerer Hitze braucht der Prozess folglich länger. Ziel ist eine Reduktion auf circa die Hälfte, du kannst es auch stärker reduzieren, aber bei mir hat sie sich über den ganzen Winter ganz wunderbar konserviert.
1x pro Stunde habe ich durchgerührt und vom Rand weggeschabt.
Wenn die gewünschte Konsistenzerreicht ist (das Volumen auf gut die Hälfte geschrumpft ist), die Marmelade kochend heiß in ausgekochte Schraubgläser füllen und sofort verschließen.
Wenn du Lust auf was Süßes hast und Klebreismehl vorrätig hast, dann geht es HIER gleich weiter mit Klebreisbällchen.
Aus der Sicht der TCM:
Der Herbst steht im Zeichen des Metall Elements, der zugehörige klimatische Faktor ist die Trockenheit (die Säfte der Natur ziehen sich zurück, bereiten sich auf den Winter vor). Das dem Metall Element zugehörige Organ – die Lunge – ist extrem anfällig für Feuchtigkeit. Wenn die Milz nicht weiß wohin mit dem Müll (Schleim/Feuchtigkeit), legt sie ihn in der Lunge ab. Und wenn Milz und Lunge im Dreck ersticken, dann werden auch deine Nieren nicht mehr gründlich versorgt und das geht dir an die Substanz. Die Nieren fangen üblicherweise das Qi das die Lunge hinabsendet ein. Wenn deine Lunge geschwächt ist, schafft sie diesen Vorgang nicht, du fühlst dich schwach und deine Abwehr kriselt.
Zucker befeuchtet extrem, verschleimt die Atemwege und schwächt ebenfalls deine Abwehr. Zuckerfrei eingekochtes Quetschekraut oder Powidl regt dein Qi und deine Verdauung an und tonisieren dein Yin, helfen bei Trockenheit und Säftemangel Sie regulieren den Stuhlgang, regen die Peristaltik an und stärken die Darmmuskulatur.
Aus der Praxis:
Frage von KS aus meiner FB Gruppe: Liebe Pascale, du beschreibst in der TCM-Begleitung jeweils die Element-Typen. Wie ist das eigentlich, wenn ich z.B. ein Feuer-Holz-Typ bin, sollte ich dann eher die anderen Elemente stärken, um einen Ausgleich zu schaffen? Oder sollte ich dann gerade die in mir vorherrschenden Elemente besonders stärken, weil die am ehesten aus dem Gleichgewicht geraten? Danke für Erhellung
PN: Liebe Kristina, super Frage! Bei einer Diagnose schaut man immer wo Mangel und wo Fülle herrscht, Mangel muss du stärken, Fülle ausleiten. Ich beschreibe ja auch immer ob du im Element in der Fülle oder im Mangel bist, also das musst du mit berücksichten. Weil das aber relativ schnell recht komplex wird, verrate ich dir einen Trick, der auf jeden Fall funktioniert: Mitte stärken. Also alle Rezepte von meinem Blog (bis auf die Zitronentarte, solltest du dran denken sie alleine zu essen) entsprechen diesem Prinzip! Hilft dir das weiter?
KS: Liebe Pascale, vielen Dank und gut zu wissen, das hilft schon mal sehr! Ich kann beobachten, dass „meine Elemente“, d.h. vom Typ her v.a. Feuer & Holz immer zur Fülle neigen, die anderen eher zum Mangel. Das würde bedeuten, die schon vom Typ her weniger ausgeprägten Elemente brauchen von Haus aus grundsätzlich mehr Stärkung. Kann man das so verallgemeinern, oder ist das nur zufällig bei mir so?
PN: Kristina du musst nicht alles ausgleichen, jeder hat seine Veranlagung, nur dort wo die Schwächen sich bemerkbar machen. Das erreichst du am besten in dem du deine Mitte stärkst. Dann übernimmt deine Erde/Verdauung diesen Ausgleich auf ganz natürliche Art für dich! Sprich nachdem du Feuer-Holz ausgeprägt erkennst, und Erde-Metall-Niere eher im Mangel sind, bist du sowie so gut beraten deine Mitte zu stärken, die das dann weiter an das Kind der Erde, das Metall gibt und so die Lunge stärkt.
KS: Alles klar, liebe Pascale, dann geht’s fleißig weiter mit Mitte stärken!
Die Ernährung nach TCM dient der Gesunderhaltung und der Harmonisierung der körpereigenen Heilungskräfte. Meine Rezepte sind kein Ersatz für eine ärztliche Diagnose und Behandlung, sie erfüllen keine medizinischen Zwecke.
Hallo liebe Pascale,
Danke für diese tolle Rezept es schmeckt wunderbar zu meinem gekochten Frühstück.
Wir fahren bald für 3 Wochen nach Kroatien und da ist es ja noch sommerlich warm (heiß). Ich esse ja immer mindestens 2 gekochte Mahlzeiten am Tag, aber dort hat man bestimmt auch das Bedürfnis auf süße Früchte usw
Hast du einen Tipp für mich wie ich mich da am besten verhalte (für den Winter). Bin doch unsicher und möchte mir den Urlaub dadurch nicht zu sehr vermiesen.
GlG
Liebe Christel, danke für deine Frage. Wie ist denn dein genereller Zustand? Bist du eher kränklich, fröstelnd und hast eine miese Verdauung… das ist schon individuell sehr unterschiedlich, aber prinzipiell ist meine Erfahrung, dass durch die Entspannung im Urlaub, der Körper meist toleranter ist….Ich würde es entspannt angehen. Wenn du fix 2 warme Mahlzeiten am Tag hast, dann ist das ja schon toll. Geniess die frischen Feigen zwischendurch oder auch mal zu deinem Frühstück dazu. glg Pascale
Liebe Pascale,
Danke für deinen Tipp. Ja ich bin genau der Typ wie du es beschreibst. Ich werde versuchen auf meinen Körper zu hören und was meiner Seele gut tut.
Vielen Dank nochmal, es tut gut dich um Rat zu fragen und in deinem tollen Blog zu lesen, das hilft mir sehr.
GlG aus dem Siegerland und bald aus Kroatien
Hallo Pascale,
Danke für die Anregung mit dem Zwetschkenmus. Ich habe es diesmal mit dem Slow Cooker probiert und es hat super funktioniert! 24 Stunden, die letzten 5 ohne Deckel und dann nochmal püriert – es wurde eine so herrliche cremige schwarze Powidl wie noch nie…
LG Judith
Hallo Pascale,
das Rezept ist prima!!! Ich habe ein sehr fruchtig schmeckendes Mus erhalten.
Doch wozu dient die Zugabe des Essigs? Soll es den Geschmack verbessern oder hat es gar eine desinfizierende Wirkung?
LG aus Frankfurt a. M., Angelima
Liebe Angelima, ehrlich gesagt habe ich das Rezept von der Mama einer Freundin bekommen – die Mama ist Ungarin und ich hab mich mit ihr nicht unterhalten können…ich dachte wegen der Haltbarkeit, aber ich weiß es ausnahmsweise mal nicht wirklich… glg Pascale
Was für a Schmarr’n.
Zwetschgen sind gut für die Verdauung.
Das hat schon meine kräuterkundige Großmama gewusst. Ein einziger Satz, der die Sache ausreichend erklärt, ohne das ganze Gefasel von Metall und Holz und Erde.
Leute, macht euch nicht fertig mit diesem ständigen Hineingehorche in euch selbst und der willkürlichen Adaption fernöstlichen Weisheiten. Die kann man nämlich nicht so einfach in kleinen Sequenzen extrahieren und in unsere Kultur einpflanzen, wie es einem passt, dazu ist die Sache viel zu komplex.
Fangt doch einfach mal an zu leben. Ohne täglichen Ernährungsplan, wenn ihr nicht gerade schwer krank seid. Ausgewogen und mit gesunden Menschenverstand.
Genießt das Leben in allen Zügen, geht raus, liebt und lasst euch liebe.
Ein Zitat: „Sorge dich nicht, lebe“ (Fernöstliche Weisheit)
Liebe Grüße,
Eure Ella