Als kulinarischen Einblick in unsere wunderbare Reise nach Portugal, war ich versucht heute gleich die landestypische Caldo Verde vorzustellen. Ein Suppe auf Basis von Kohl und Kartoffeln – den 2 einzigen Gemüsesorten des Landes, abgesehen von Knoblauch und Fleisch! Eh – wie bitte, Fleisch – die neue Gemüsesorte? In Portugal scheinbar schon, aber dazu gleich mehr … nur noch einmal hüpfen – damit ich mit der Familie mithalten kann:
An unserem allerersten Urlaubsabend in Pinhao am oberen Douro, wurden wir mit der bäuerlichen Küche auf charmanteste Weise konfrontiert. Der Kellner des kleinen Lokals teilte uns mit, dass es keine Karte gibt, sondern eine fixe Menü-Abfolge. Eine wunderbare Gelegenheit in die typischen Geschmäcker des Landes einzutauchen. Nach seiner Aufzählung, schlich sich bei mir das Gefühl ein, es könnte sehr fleischlastig werden. Und ich wurde nicht überrascht. Die erste kleine Vorspeise, gebratene Wurst, war gefolgt von 3 weiteren warmen Vorspeisen: geschmorte Ziege in heller Sauce, Rind in Rotweinsauce und Bohnen mit Fleisch unbestimmbarer Herkunft. Beim Hauptgang, einem Berg Ripperln, kam je eine Schüssel Kohl und Kartoffeln auf den Tisch. Alles hat wunderbar geschmeckt, für eine Nachspeise hatten wir nach so viel Fleisch keinen Platz mehr. Wir begnügten uns mit einem köstlichen Portwein aus der Region.
Trotz der unglaublichen Vielfalt was Landschaft, Natur, Städte und Strände anbelangt, hielt sich auch Tage später der Eindruck, dass die angebotene Obst- und Gemüsevielfalt nicht mit dem sonstigen Reichtum der Natur mithält. Neben Oliven und Knoblauch blieben Kohl und Kartoffel die Hauptbeilagen zu Fleisch und Fisch. Gemüsesuppe war auf jeder Karte, doch bei 37° im Schatten, war die hardcore TCM-lerin in mir geschmolzen und ich wählte bis zu unserm Wechsel in die Algarve zumeist gegrillten (Tinten-)Fisch und diverse Baccalau Zubereitungen, mit Kohl, Kartoffeln und/oder Salat.
Die Vielfältigkeit der Landstriche beeindruckte uns dafür stets aufs Neue, die rote Erde der Alentejo Region, heiß und trocken mit einer Steppen ähnlichen Kargheit, die dennoch Korkeichen en masse und interessanterweise auch Wein hervorbringt. Die dschungelartigen Wälder um Sintra herum, die Weinberge des Douros – die mich auf den ersten Blick an meine Moselgegend erinnerten und nicht zuletzt völlig unterschiedlichen Strände: raue Surferstrände mit Wind und Wellen, gemütliche, kindgerechte, kilometerlange Sandstrände, beeindruckende Felsenbuchten und Delfine nur ein paar Kilometer vor der Küste. Die gepflegten Orte mit ihren prächtig, verfliesten Fassaden und den extrem sympathischen, entspannten und gastfreundlichen Menschen tun das Übrige, damit man sich als gern gesehener Gast fühlt und sicherlich den ganzen Winter über immer wieder ins Schwärmen kommen wird, beim bloßen Gedanken an die gelungene Reise.
In unserer zweiten Urlaubshälfte im Süden, tauchte dann plötzlich ein neues Gericht auf: Cataplana. Der Name bezieht sich auf den Topf, eine Art mit Klammern verschließbarer Wok aus Kupfer. Cataplana gibt es in allen Variationen: mit Fleisch, Wurst, Fisch, Muscheln jeder Art und sogar wilde Mischungen wie Schwein mit Muscheln werden angeboten. Es wurde zu meinem absoluten Lieblingsgericht. Dieses Essen versprüht die pure mediterrane Lebenslust. Es kommt mir vor wie die Heirat zwischen der französischen Bouillabaisse und einer marokkanischen Tajine. Und obschon die Kupferkessel für eine Portion recht groß schienen, habe ich jedesmal aufgegessen und mich danach niemals voll oder an gegessen gefühlt und zugenommen habe ich auch nicht ;-))!
Für 4 Personen:
500 – 600 g Seeteufel(filet) oder ein anderer festkochender Fisch
4 EL feines Olivenöl
3 Zehen Knoblauch
2 Lorbeerblätter
0,15 g Safran oder 1 Prise
4-5 reife Tomaten
2 Paprika (Farbe nach Geschmack)
6 Kartoffeln
1 Zwiebel oder 2 Schalotten
3 Zweige Koriander oder Petersilie
200 ml Weißwein
Salz, Pfeffer
wenn möglich, einige Muscheln als Deko, aber ich habe heute keine bekommen
Saft einer halben Zitrone zum Abschmecken
Tomaten mit kochendem Wasser überbrühen, 2-3 Minuten ziehen lassen und abschälen. Die geschälten Tomaten halbieren und von den Kernen befreien, klein würfeln. Paprika waschen und in Streifen schneiden, Zwiebel fein hacken, Knoblauch schälen und anquetschen.
Kartoffeln schälen, waschen und in Spalten schneiden.
Fisch (ich habe Seeteufel-Filet verwendet) in circa 3 – 4 cm Scheiben schneiden. Solltest du Lachsfilet verwenden würde ich die Stücke etwas größer lassen, damit er nicht zu sehr verfällt. Statt Filet kann man auch Steaks mit Rückgrad verwenden, oder du probierst das Gericht mit Huhn, Schwein und etwas Speck! Fisch dann einfach mengenmässig durch Fleisch ersetzen!
Ich habe mir selbst noch keine Cataplana gekauft, da ich im Fundus meiner Eltern diesen hübschen Kupfer-Fondue-Topf gefunden habe. Einstweilen würde ich mir bei einer grösseren Menge mit meinem Bräter behelfen. Ein Wok mit Deckel oder eine Tajine sollte ebenfalls den Zweck erfüllen.
Den Topf erhitzen und die Hälfte des Öl erhitzen. Zwiebel kurz im heißen Öl anschwitzen, Paprika zugeben und einige Minuten bei mittlerer Hitze andünsten. Tomatenstückchen, Kartoffelspalten, Lorbeerblätter, Safran, Koriander/Petersilie, Knoblauch und den Weißwein zugeben und 15 Minuten köcheln. Seeteufel zugeben und weitere 25 Minuten garen. Die Garzeit des Fisches würde ich von der Sorte und der Dicke der verwendeten Teile abhängig machen. Bei dünnen Lachssteaks würde ich diese erst nach 25 Minuten zugeben und dann nur für 10 – 15 Minuten mitgaren. Wenn du Muscheln hast, diese für 5 Minuten zugeben. Mit frischem Koriander/Petersilie bestreuen und dem restlichen Öl servieren.
Man kann zusätzlich Reis servieren, ich habe diese Variantion aber nie gegessen, nur bei meiner Recherche davon gelesen. In dem Fall würde ich die Kartoffeln weglassen und den Fisch von Anfang an hinzugeben und insgesamt circa 25-30 Minuten garen. Im Internet findet man auch Varianten ohne Kartoffeln und Reis, dafür mit extrem viel mehr Fisch, das muss aus meiner Sicht nicht sein!
Was aber nicht fehlen sollte, ist ein Gläschen guten Weißwein als Begleitung!
Aus der Sicht der TCM:
Cataplana ist leicht, enthält wenig Kohlenhydrate, ist suppig und saftig zubereitet und man fühlt sich danach einfach nur beglückt und rundum wohl! Genauso muss gesundes und bekömmliches Essen schmecken. Mit den kühlenden Gemüsesorten Tomate und Paprika, ist es ein perfektes Gericht für diese warme Gegend. Die saftige (yinisierende) Zubereitung sorgt für ausreichend Körpersäfte und das Gemüse kühlt mild, ohne das Verdauungsfeuer zu beeinträchtigen.
In den meisten mediterranen Gerichten sind alle 5 Elemente enthalten (siehe mein letztes Rezept). Darüber hinaus halten sie sich auch an die weiteren Grundsätze der TCM:
- sie verwenden wenig verschleimende Zutaten
- sie integrieren Schleimsprenger in die Gerichte
- sie wählen eine saftige Zubereitung
- sie basieren häufig auf Gemüse
Oftmals steckt in unserer hektischen Zeit Hitze hinter den festsitzenden Kilos, die man einfach nicht los wird. Unser stressige Lebensstil in Begleitung sehr hitziger Nahrungsmittel (Fertiggerichte, scharfe Gewürze, Gegrilltes, viel Kaffee) die oftmals viel zu schnell und ohne Genuss hinunter geschlungen werden tragen den Rest dazu bei. In dem Fall würde ich empfehlen den Knoblauch wegzulassen bzw stark zu reduzieren. Wichtig ist es nicht nur die Gerichte der mediterranen Küche zu kopieren, sondern auch den Lebensstil entsprechend zu adaptieren. Dazu mehr in meinem nächsten Beitrag!
Tomaten wirken bei leerer Hitze auf Grund eines Yinmangels, dies kann einhergehen mit Bluthochdruck, Hypertonie, Augenrötungen, Kopfschmerzen, Nervosität, trockener Verstopfung und Nahrungsretention. Roh eingesetzt kühlt die Tomate Hitze besonders gut, was sich aber auch auf das Verdauungsfeuer auswirkt.
Paprika transformiert, neben seiner erfrischenden Eigenschaft, Schleim. Er wirkt präventiv gegen Arteriosklerose und erhöhte Cholesterinwerte und regt die Verdauungsleistung des Magens an – so dass das Essen nicht „liegen bleibt“.
Mit dem Knoblauch verfügt das Rezept über einen weiteren Schleimsprenger, vertreibt zudem Kälte und wird therapeutisch bei beginnender Verkühlung eingesetzt. Er wirkt bewegend und hilft ebenfalls Nahrungsstagnation zu verhindern. Als Hausmittel wird er allgemein gegen Durchblutungsstörungen eingesetzt.
Das i-Tüpfelchen – speziell für meine Konstitution – ist der Safran. Er beruhigt den Herz-Geist Shen, er tonisiert das Blut und wirkt leerer Hitze auf Grund von Yin-Mangel entgegen (kann sich bei nervlicher Überlastung in Nachtschweiß äußern). Safran wirkt präventiv gegen Rheuma und Nervenschmerzen, er bewegt das Qi und wirkt der Stagnation entgegen.
Wenn du endlich die für dich passende Ernährung finden möchtest, schau dir meine TCM-Begleitung an. Du bekommst jedes Monat neue Infos aus der TCM und saisonale Rezepte für deine Gesundheit.
Im Oktober stelle ich meine persönliche Hitliste meiner 30 liebsten Rezepte vor und ich wie ich Pizza, Pasta und Burger so kombiniere, dass sie nicht nur schmecken sondern auch wirklich gut tun!
Die Ernährung nach TCM dient der Gesunderhaltung und der Harmonisierung der körpereigenen Heilungskräfte. Meine Rezepte sind kein Ersatz für eine ärztliche Diagnose und Behandlung, sie erfüllen keine medizinischen Zwecke.
verflieste Fassade in Lagos
Liebe Pascale,
lass mich einmal sagen: Deine Rezepte sind unglaublich köstlich und eröffnen neue Möglichkeiten für schmackhaftes und gesundes Essen. Ich selbst koche schon lange „abseits der österreichischen Küche“, zudem fleischlos. Auch mit dieser Variante finde ich mich bei Deinen Rezepten gut aufgehoben.
Im ersten Moment haben mich Deine kulinarischen Urlaubserlebenisse etwas geschreckt – ich selbst war ja seit Jahren einmal Portugal kennen lernen – , aber jetzt weiß ich, dass es auch anders geht.
Ich drücke ganz fest die Daumen, dass Du noch ein Stückchen vorrückst und Erste wirst!!
Liebe Reinhilde,
danke für dein nettes Feedback. Der eine Abend war recht speziell mit dem vielen Fleisch, das stimmt! Aber so ist Urlaub – Unvorhergesehenes kommt öfter als man denkt!
Viel Spaß beim cataplanieren…
lg, Pascale
Liebe Pascale,
Danke für deinen tollen, inspirierenden Blog! Ich finde die Rezepte superspannend und die Bilder machen richtig Appetit 🙂
Dieses Cataplana-Gericht werde ich heute einmal ausprobieren!
Kannst du uns noch verraten wie viele Kartoffeln in das Gericht gehören? Das wäre zauberhaft!
Und hast du neben den 200 ml Wein noch andere Flüssigkeit zugegeben? Es sieht so angenehm suppig aus 🙂
Liebe Grüße,
Katharina
Liebe Katharina,
danke für deine lieben, wertschätzenden Worte!
Ich habe 4 Kartoffel verwendet und die Flüssigkeit entsteht durch das Köcheln mit verschlossenem Deckel und den Saft der Tomaten und des Fischs ganz von alleine. Ich habe wirklich nur mit Wein aufgegossen!
Viel Erfolg beim Kochen und bon appétit, lg Pascale
Hallo Pascale, Danke für das tolle Rezept. Ich bin gerade beim Köcheln und da sind mir einige Fragen aufgekommen: 1. Du schreibst, man gibt die Hälfte des Öls in die Pfanne/ den Topf – was mache ich mit der anderen Hälfte? 2. Du schreibst, man soll die Zwiebeln schneiden – wie viele gehören in das Rezept? 3. Ich koche das Rezept gerade vegetarisch (mit Zuchini und Auberginen dazu). Passt dann auch der Weißwein? Und noch eine Frage: 4. 0,15 g Safran : wie viele von den feinen Safran-Fäden sind das wohl? 5. Und Salz? machst Du davon gar nichts rein?
Bin gespannt, wie es schmeckt! Liebe Grüße aus Berlin: Birgit
Liebe Birgit, danke fürs Melden und aufzeigen! Ich muss damals, statt klar im Kopf, noch ganz beschwingt vom Urlaub gewesen sein! Ich hoffe dein Gericht ist gestern dennoch gut gelungen und hat fantastisch geschmeckt!
Hast du schlussendlich Weißwein verwendet? Bitte gib mir Bescheid wie es geschmeckt hat! Ich hatte es inzwischen auch mal vegetarisch gemacht und habe den Wein dennoch verwendet und es hat uns gut geschmeckt.
Die Zwiebel habe ich ergänzt. Bezüglich Safran habe ich 1/6 einer 1 Gramm Dose verwendet, nimm einfach eine kleine Prise!
Bon Appétit! glg Pascale
Hallo noch einmal: habe jetzt gesehen, dass du Salz und Pfeffer ja bei dem Zutaten-Bild mit drauf hast, im Text hatte ich es nicht gefunden. Da ich mich beim Zubereiten auf den Text konzentriere, wäre es für mich einfacher, wenn die Zutaten auf der schriftlichen Zutatenliste (da fehlt z.B. auch die Zitrone) und dann auch bei der Kochanleitung nochmal aufgeführt würden. Vllt. als kleiner Verbesserungsvorschlag…
Habe schon gekostet. Schmeckt total aromatisch und erfrischend!!!
und noch einmal: Die Zitrone habe ich jetzt auch gefunden (in der Zutatenliste in Schriftform und im Text). Nur die Zwiebel fehlt in der schriftlichen Zutatenliste und im Zutatenbild. Oder habe ich die auch nur übersehen?
Liebe Birgit, ich habe das Rezept nun korrigiert! Normalerweise habe ich immer alle Zutaten vom Bild auch in der schriftlichen Anleitung – man soll sich das nicht zusammensuchen müssen klarerweise! Da war nur ausnahmsweise der Hund drin! Danke fürs Bescheid geben nochmal!
glg, Pascale
Liebe Pascale,
ein wahnsinnig leckeres Rezept!!
Fürs Teilen vielen Dank!!
LG
Stephanie
Hallo Pascale, das hat doch mein Herz erfreut, da ich ein Portuglfan bin und natürlich auch die Cataplana liebe. Ich habe mir relativ schnell den Topf gekauft und wollte heute mal wieder schauen, welche Ideen es gibt dazu. Dein Bericht ist im Ganzen bezaubernd. Ich war immer an der Algarve Nähe Lagos (meine Schulfreundin lebt seit 40 Jahren dort), und ich mag dieses Land sehr. In den ersten Jahren dort hatten wir ein Restaurant gefunden, welches noch so richtig typisch regional gekocht hat, und wir wurden dort jedes Jahr mit offenen Armen empfangn. Leider geht aber mittlerweile auch viel der Ursprünglichkeit verloren und man muß sich durchwuseln, um so etwas noch zu finden. Liebe Grüße Gitte
Liebe Gitte, oh wie schön, dass du über die Portugal Liebe zu meinem Rezept gefunden hast. Du hast Recht, der Tourismus geht nicht spurlos vorüber, aber es gibt wirklich noch ziemlich abgeschiedene Ecken wo echt noch frisch und gut gekocht wird. Gutes Gelingen der Cataplana – den Topf habe ich ja (noch) nicht…, lg Pascale
Hallo ihr Lieben
Ich bin gerade zum 3. Mal in der Algarve und kann euch ein ganz wunderbares Restaurant in salema empfehlen: o lourenço ….hier kocht ďie Chefin noch selbst und die ganze Familie arbeitet mit…versucht es einmal und ihr werdet staunen LG Ariane
Vielen Dank für den tollen Tipp, liebe Ariane. Für heuer sind wir ja leider zurück…aber das nächste Mal kommt bestimmt! Schönen Urlaub noch und grüß mir Portugal!
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Ein unglaublich leckeres Gericht, vielen Dank dafür! Gruß Markus
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Habe das Gericht am Wochenende nachgemachtem,da es im November deines Jahresabonnements auftauchte.Was soll ich sagen megalecker.So macht kochen nach TCM Spaß.Ein dickes Lob auch an deinen ansprechenden Blog.Herzliche Grüße aus Süddeutschland.
Liebe Sabine, oh vielen Dank, das freut mich total zu lesen. Schön dass ich deine Küche bereichern darf und danke fürs Melden, glg Pascale