
Ich liebe es das Vorwort, die Einleitung bei Kochbüchern zu lesen. Ich möchte immer wissen was das für ein Mensch ist, damit ich verstehe warum er wie kocht. Yotam Ottolenghi ist für mich eine Heldenfigur, er geht so virtuos mit Kräutern und Gewürzen um, kombiniert so phantasievoll und extrem schmackhaft, ich kann nicht anders als seinen Zugang zu lieben. Früher habe ich mir die Latte immer extrem hoch gelegt und versucht so oft wie möglich groß auf zu kochen. Jeder der ein Ottolenghi Buch hat weiß, dass die Zutatenliste meist sehr lang und aufwendig ist. Mit etwas Geschick habe ich Zutaten ausgetauscht um nicht immer alles besorgen zu müssen. Dennoch habe ich mir da unbewusst einen ziemlichen Druck gemacht mit meinem Anspruch so oft wie möglich so aufwendig wie möglich zu kochen.
Mit der TCM hat sich in den letzten Jahren eine gewisse Einfachheit in meinem Küchen-Alltag etabliert. Das Geheimnis der Bekömmlichkeit lautet: Je weniger Zutaten, desto weniger Botschaften und desto leichter kann der Körper diese umwandeln und ziel gerecht einsetzen! Dieser Zugang hat mir das tägliche Leben erleichtert: ich koche jetzt öfters, verbringe aber weniger Zeit mit einkaufen und in der Küche: ich versuche im Alltag mit schlichten, schmackhaften Rezepten durchzukommen. Kurzum würde ich sagen: Ich lebe nicht mehr um gut zu essen, sondern ich esse um gut zu leben! Damit der Geschmack nicht zu kurz kommt, verwende ich im Sommer gerne herrliche Kräuter und frische Früchte als Basis für meine leichte, bekömmliche Sommerküche!
6 goldene Regeln für weniger Stress und mehr Leichtigkeit in deiner Küche
1. Organisation und Effizienz
Das klingt jetzt etwas nüchtern aber wenn du ESSEN als Grundlage für ein gutes Leben ansiehst, dann steht der Versorgung automatisch auch ein gewisser zeitlicher Anspruch zu. Menschen die erfolgreich sind, sind meistens sehr effizient und haben einen Plan!
Setz dich 1x pro Woche eine halbe Stunde hin und überlege dir wann du Zeit hast zum Einzukaufen und wann du eventuell vorkochen kannst. Mach dir einen Plan! Überlege dir auch was momentan deine Lieblingsgerichte sind. Wenn dir Inspiration fehlt, klicke dich durch meinen Blog oder buch dir meine TCM-Begleitung.
2. Hol dir Hilfe – Du musst es nicht alleine schaffen
Ein Stresspunkt ist, wenn du immer versuchst alles alleine zu schaffen. Seit Jahresanfang bin ich in einem Jahres-Coaching-Programm um mir den Weg in die Selbständigkeit zu erleichtern. Ich habe erkannt, dass es leichter geht, wenn ich nicht jeden Fehler selber mache. Ich investiere in mich, in dem ich mir bei Experten die Abkürzungen in die erfolgreiche Selbständigkeit hole.
Diese Erkenntnis kannst du 1:1 auf deine gute Basis Ernährung umlegen! Wie genial ist das denn! Was für eine große Erleichterung! Sei kein Einzelkämpfer mehr, sondern hol dir Hilfe! Hilfe wartet überall auf dich. Du musst einfach nur danach fragen und sie dann auch annehmen. So einfach geht das. Lass dich von deiner Familie beim Zubereiten der Mahlzeiten unterstützen. Das mache ich auch. Dadurch bekommt das Essen einen ganz neuen Stellenwert und es wird weniger rum gemeckert bei Tisch.
3. Schluss mit Perfektionismus
Versuchst du immer alles perfekt zu machen? Wenn ja, dann wissen wir ja, was dir Stress macht! Und glaube mir: in diesem Punkt bin ich Expertin! Ein Essen war für mich nur dann perfekt wenn es eine Suppe, eine Hauptspeise und ein Dessert gab. Ich versuche das Ziel, alles perfekt machen zu wollen lieber damit, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Ein Gang weniger und eine gute STimmung bei Tisch. Höchstwahrscheinlich ist auch deine Familie mit viel weniger höchst zufrieden, als du selbst als „perfekt“ erachten würdest.
Erlaube dir Fehler zu machen. Verlange nicht von dir selbst, dass alles sofort und so schnell, wie möglich klappen muss. Ich verbessere meine Küchenorganisation nun seit Jahren. Erlaube dir zu lernen und sei geduldig mit dir selbst. Gib dir Zeit, um herauszufinden was dir schmeckt. Genieße den Weg und feiere die kleinen Erfolge die du täglich erzielst.
4. Ersetze „ich muss“ mit „ich habe Lust auf“
Setzt dich das Thema regelmäßig kochen unter Druck. Fühlst du dich gestresst von Gedanken wie, „Was soll ich heute Abend kochen. Ich muss ja noch einkaufen gehen und gesund muss es auch sein!“
„Muss“ macht sehr viel Stress! Vergiss nicht: Essen soll Spaß machen! Statt dich unter Druck zu setzen, höre lieber auf deine Inspiration und stelle dir die Frage: Worauf habe ich jetzt Lust? Welches Sommer-Gemüse schmeckt dir besonders gut oder von welchem Kraut bist du ein Fan? Stehst du der Einfachheit halber auf Tomaten mit Mozzarella und Basilikum und kaltem Brot, dann probier doch mal eine leichte Tomatensuppe mit viel frischem Basilkum und gerösteten Brotcroutons oder etwas Reis….
So ersetzt du Stress durch Inspiration und dein Bauchgefühl kann entspannt aktiviert werden. Nicht zu wissen was man Essen möchte ist aus TCM Sicht ein Zeichen einer erschöpften Mitte. In dem du dir bildlich den bunten Teller oder den Duft von frischem Basilikum vorstellst, kannst du kurzfristig total entspannen und Druck abbauen. Schenke dir liebevolle Anerkennung und sei stolz auf dich für das, was du schon alles geschafft hast. Dann bekommst du automatisch Lust auf mehr.
5. Verwende nur so viel Energie, wie wirklich nötig ist
Beschäftigt dich das Thema gesund essen viel zu oft. Fühlst du dich im Ernährungs-Dschungel völlig verloren. Machst du dir manchmal Sorgen und Gedanken über Probleme, die noch gar nicht eingetreten sind? Beschäftigt dich das Ganze vielleicht mehr als nötig?
Häufig kannst du deine Ziele mit viel weniger Energieaufwand erreichen, als du vielleicht denkst. Wenn du Stress spürst, mache einfach WENIGER!
Statt drei neue Gerichte in einer Woche ausprobieren zu wollen, koche nur eines! Statt dessen koch eines deiner Lieblingsgerichte und davon die doppelte Menge, damit du 2x davon essen kannst.
Vertraue darauf, dass es trotzdem klappt! Das Geheimnis dafür ist Fokus! Du setzt weniger Energie ein, aber dafür genau dort, wo es notwendig ist und den größten Effekt erzielt. Probiere es mal aus!
6. Komm ins TUN
Höre auf dir ständig theoretisch alles Mögliche zu überlegen und vorzustellen wie super es wäre wenn… sondern fang einfach mal an! Setz dir zum Beispiel als Ziel der Woche: diese Woche warm zu frühstücken oder regelmäßiger zu essen oder abends Gemüse einzubauen, oder, oder, oder und dann TU ES!
Was ich immer für Ausreden zu hören bekomme in der Praxis, dabei können gewisse Dinge echt leicht gehen, wenn du einfach aufhörst nachzudenken (grübeln schadet deiner Mitte) und ins TUN kommst!
Um dir zu zeigen wie leicht das geht, schreite ich jetzt auch in die Küche und leite das heutige Rezept ein.
Frühkraut-Salat mit Marillen und Nüssen
für circa 8 Personen als Grillbegleitung – zu Fisch oder Fleisch oder Gemüse!
1 Frühkraut
500 g Marillen/ Aprikosen
1 EL Butter
(eventuell einige Erdbeeren für die Farbe)
1 handvoll Brunnenkresse
1 handvoll Minze, Basilikum, Dille, Estragon, … nach Belieben …
2 Frühlingszwiebel
100 g Nüsse (Cashew oder Erdnüsse)
2 EL Zucker
8 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer
4 EL Zitronensaft
1-2 TL Senf
Marillen waschen und entsteinen, vierteln. Mit der Butter in einem Topf aufstellen und bei mittlerer Hitze circa 5 Minuten weich dünsten. Nicht komplett zerkochen!
Zucker in einer Pfanne gut über den Boden verteilen und bei hoher Hitze den Moment abpassen wo der Zucker zum Schmelzen beginnt. Die Temperatur sofort zurückdrehen und bei mittlerer bis niedriger Hitze den Zucker zerfließen lassen, ohne zu rühren! Ich stelle dabei die Pfanne immer wieder etwas um auf der Platte, damit die Hitze überall gut hinkommt. Wenn die Masse sich verflüssigt hat, Nüsse einstreuen und wenden. Einige Minuten bei niedriger Hitze rösten. Kurz abkühlen lassen. Eventuell anschließend die Nüsse nochmal hacken, wenn das ganze zusammenklumpt.
Das Kraut in sehr feine Streifen schneiden und waschen. Die Kräuter von den Stängeln zupfen. Frühlingszwiebel klein schneiden und hacken. Mit einander vermischen.
Ein Dressing aus Olivenöl, Zitronensaft und TL Senf anrühren und mit dem Salat vermischen. Die karamellisierten Nüsse und Marillen oben drauf anrichten, damit der Salat attraktiv ausschaut. Erst beim Servieren vermischen. Der Salat schmeckt gut wenn er etwas länger durchzieht. Das Kraut wird dann weicher. In dem Fall gebe ich die Kräuter erst kurz vorm Essen dazu, damit diese frisch sind und gut schmecken.
Die einzelnen Komponenten können gut vorbereitet und aufgehoben werden. So kann man auch eine Portion Salat mit Getreide nach Wahl als sommerliches Mittagessen mit auf den Weg nehmen…
Uns schmeckt der Salat sehr gut zu gegrilltem Fisch!
Aus der Sicht der TCM:
Frühkraut aus der Familie der Kohlgewächse reguliert und bewegt das Qi. Die Temperatur ist neutral (im Gegenteil zum erfrischenden Salat), sein Geschmack süß und leicht scharf. Kohl wirkt bei Magenschmerzen, stärkt den Muskeltonus, regt die Verdauung an, löst Nahrungsstagnationen auf. Rohe gequetschte Blätter helfen äußerlich aufgelegt bei stumpfen Verletzungen. Der rohe Saft wirkt bei Darmerkrankungen, eventuell mit frischem Stangenselleriesaft mischen!
Allgemein finde ich es schade, dass Kohl so wenig gemocht ist. Früher war es einfach ganz normal regelmäßig Kohl und Kraut zu essen und früher war vielleicht nicht alles besser, aber in Bezug auf die Qualität der Lebensmittel trifft dies leider definitiv zu. Für alle Ernährungs-Interessierte gab es letzte Woche eine sehr informative Sendung auf Ö1 (- hier nachhören).
Marillen / Aprikosen sind warm und schmecken süß und sauer. Sie wirken auf Leber, Lunge und Gedärme. Sie werden bei Blutmangel empfohlen, speziell bei Schwäche und während der Stillzeit (auch getrocknete – aber ungeschwefelt!)
Sie lösen Schleim auf und tonisieren das Yin, wirken bei trockener Haut, trockener kehle, Durst, Asthma und chronischen Hals- und Nasenentzündungen. Sie unterstützen den Darm und regen die Verdauung an.
Frische Kräuter wie Minze, Brunnenkresse, Dille, Basilikum verleihen dem Salat eine aromatische Note und wirken Blähungen (durch Kohl) entgegen, da die ätherischen Öle das Qi bewegen.
Die Ernährung nach TCM dient der Gesunderhaltung und der Harmonisierung der körpereigenen Heilungskräfte. Meine Rezepte sind kein Ersatz für eine ärztliche Diagnose und Behandlung, sie erfüllen keine medizinischen Zwecke.
Hallo Pascal,
Das klingt großartig, muss ich gleich ausprobieren! 🙂
Aber was ist das schwarze? Belugalinsen vielleicht? Ich mags genau so schön haben.
Danke, Lg Eva
Liebe Eva, vielen Dank für dein nettes Feedback. Das ist schwarzer Reis… glg Pascale