Was mir an der TCM besonders gut gefällt ist, der Standpunkt dass wir Menschen Allesfresser sind, keine Verbote, keine strengen Regeln, dafür natürliche Lebensmittel, bekömmliche Zubereitungen und mit Maß und Ziel konsumieren! Das bringt meine Einstellung zum Fleischkonsum auf den Punkt. Ich möchte nicht komplett auf Fleisch verzichten, achte allerdings auf die Herkunft und die Haltung der Tiere und schränke den Konsum und die Menge bewusst ein. Zudem versuche ich möglichst unterschiedlichste Fleischstücke in der Küche zu verarbeiten. Ich habe keine Angst vor Innereien und bin ein großer Fan von selbstgemachten Pasteten, dazu gibt es Gemüsebeilagen in rauen Mengen. Ich denke der Trend fast ausschließlich Steak und Hühnerbrust zu konsumieren hängt damit zusammen, dass das Essen meist schnell zubereitet sein soll. Da ist Leber eine dankbare Alternative, schnell fertig und sehr gesund – sofern die Qualität stimmt!
Wir haben als Familie vergangenen Herbst an einem „Sautanz“ teilgenommen. Einer Veranstaltung bei der ein ganzes Schwein zerlegt wurde und alle angepackt und die Verarbeitungsschritte gemeinsam absolviert haben. Schlachtarbeiter für einen Nachmittag sozusagen. Vieles wurde gleich verkostet, einiges hat man mit nach Hause bekommen und wir haben viel gelernt. Ich wurde nicht zum Schlachtfan, aber es war spannend zu sehen wie Blutwurst, Grammeln und Presswurst entstanden sind und wie wenig Unverarbeitetes am Ende übrig blieb. Nur noch Knochen…! Etwas ernüchternd war die Feststellung, dass der bei Groß und Klein so beliebte Schweinsbraten für die MithelferInnen zu klein war. Das ist genau der Punkt: Fleisch sollte die Beilage zu Gemüsegerichten darstellen und nicht umgekehrt! Dann ist Fleisch nicht ungesund und eine artgerechte, biologische Tierhaltung ist möglich – hier ist unsere Mitarbeit als Konsumenten gefragt!
Achtung jetzt wird es blutig: eines der TCM Prinzipien lautet Gleiches mit Gleichem behandeln. So empfiehlt man bei Blutmangel blutaufbauende Lebensmittel, Leber – das Speicherorgan fürs Blut – steht dabei an erster Stelle. Ein Blutmangel nach TCM ist recht häufig in unserer Gesellschaft, fußt er auf Stress und Überarbeitung, emotionalen Problemen und einer schlechten Ernährung. Er kann diagnostiziert werden, ehe er im Blutbild nachweisbar ist. Eine weitere Ursache kann eine geschwächte Verdauung darstellen, wenn die Umwandlung nicht richtig funktioniert und zu wenig kostbare Säfte gebildet werden. Wenn dann im Sommer noch die äußere Hitze auf uns einwirkt und uns häufiges Schwitzen zusätzlichen Saft kostet, geht das auf Kosten des Blutes.
Versuche präventiv regelmäßig blutaufbauende Lebensmittel in deine Ernährung einzubauen. Koche dir eine große Portion gelierte Kirsch-Beeren-Suppe und genieße Kompotte aus herrlichen Sommerfrüchten. Genieße saftige Zubereitungen. Versorge dich mit ausreichend gekochten Salaten. Bei starkem Blutmangel (nach einer OP oder Geburt) kann der regelmäßige Verzehr von Hühnersuppe mit ausreichend grünem Gemüse hilfreich sein.
Achte auf die Qualität deiner Lebensmittel – besonders bei Fleisch und Innereien! Das muss dir bewusst sein: Innereien sind besonders belastet, wenn das Tier nicht artgerecht gehalten wurde, stressigen Bedingungen ausgesetzt war und mit minderwertigem Futter und Antibiotika herangezogen wurde. Dann füttern wir Gleiches mit Gleichem, also wir belasten unsere Stress geplagte Leber zusätzlich, statt unser Blut aufzubauen. In dem Fall verzichten wir besser auf tierische Produkte!
Hühnerleber mit Spinat und Pfirsichen:
(für 3 Portionen als Hauptmahlzeit mit zB Polentaschnitten oder 4 Vorspeisen Portionen)
350 g Hühnerleber
3 Pfirsiche
150 g Beeren, am besten schwarze Johannisbeeren
1 EL Olivenöl
2 cl roter Portwein
6 Wacholderbeeren gemörsert
6 Zweige Thymian
150 g Spinat
Für das Salat-Dressing: 4 EL Olivenöl, 1 Eigelb, 1 TL Senf, 2 EL Zitronensaft, Salz und Pfeffer
Backrohr auf 200° Grad vorheizen.
Die Hühnerleber waschen und trocken tupfen. Die Pfirsiche waschen und in Spalten schneiden. Die Leber mit den Beeren und den Pfirsichspalten in eine ofenfeste Form füllen, mit dem Olivenöl und dem Portwein beträufeln. Die Thymianzweige und die gemörserten Wacholderbeeren dazu geben, salzen und pfeffern und mit Alufolie abdecken. Für 20-25 Minuten ins Rohr geben.
Den Spinat waschen und in eine Salatschüssel füllen. Die Zutaten für das Dressing mit dem Stabmixer aufschlagen oder ein Dressing der eignen Wahl für den Spinatsalat zubereiten. Das Dressing über den Salat geben und mischen. Salat und Leber auf Tellern anrichten.
Aus der Sicht der TCM:
Zurück zu unserer chinesischen Lektion für heute: Wie vieles in der TCM hat auch das Blut eine etwas andere Bedeutung als in der westlichen Medizin. Das Blut wird im Herzen aus dem Qi der Atmung und dem Qi der Nahrung gebildet und in der Leber gespeichert. Es ist untrennbar mit der Energie (Qi) verbunden: sowohl die Energie (Qi) als auch das Blut müssen bewegt werden. Man sagt: das Qi reitet auf dem Blut – stell dir das bildlich vor: der Reiter namens QI sitzt fest im Sattel des Pferdes BLUT. Fehlt es dem Reiter an Kraft, gerät das Blut aus den Bahnen (Gefäßen). Ist das Pferd zu schwach (zu wenig Blut), so gelangt der Reiter nicht ans Ziel. Die Energie wird nicht mehr durch den Körper bewegt. Wir werden schlapp! Der Körper nicht mehr richtig genährt, die Befeuchtung der Schleimhäute nimmt ab und das zugehörige Gewebe trocknet aus.
Fleisch hilft Blut aufzubauen, aber wie immer geht es um das gesunde Mittelmaß, das für jeden individuell angepaßt gehört. Ein mögliches Problem einer vegetarischen/veganen Ernährung ist aus Sicht der TCM, dass dem Körper zu wenig Wärme zugeführt wird und die Umwandlung nicht mehr richtig funktioniert da das Verdauungsfeuer zu stark gekühlt wird. Achte auf die Verwendung der richtigen Gewürze und Kräuter um Wärme und Bewegung in deinen Verdauungstrakt zu bringen und auf ausreichend hochwertiges, pflanzliches Eiweiß! Ein zu viel an Fleisch macht wiederum Hitze im Köper und verbraucht kostbares Blut und Säfte. Es gilt für sich selbst das richtige Maß heraus zu finden und zu bedenken, dass oftmals gerade verfrorene Naturen aufs Fleisch verzichten, während hitzige Konstitutionen gerne besonders viel Fleisch konsumieren…
Hilfreich für alle Konstitutionen ist es, als Sättigungsbeilage zum Fleisch, eine große Portion Gemüse verzehren. Gemüse unterstützt den Säfteaufbau und kühlt die Hitze des Fleisches. Für kühlere Naturen ist besonders gekochtes Gemüse empfehlenswert. In meinem Rezept greife ich auf die saftige Zubereitungsmethode aus dem Backrohr zurück, die Pfirsiche unterstützen die Säftebildung. Auch der Spinat ist ein äußerst bluttonisierendes Lebensmittel. Er wird hier als Salat eingesetzt – um die wärmende Tendenz der Leber mit Pfirsich auszugleichen und an heißen Tagen etwas zu kühlen.
Denn es ist Sommer: Die Körpersäfte geraten im Sommer generell leicht in einen Mangel, da die Hitze die Säfte und das Blut trocknet. Es ist wichtig über eine saftige, kühlende Ernährung unsere guten Flüssigkeiten aufzubauen. Ist die Verdauung geschwächt oder die Qualität der Nahrung schlecht, wird zu erst zu wenig Energie gebildet und in der Folge kann kein Blut gebildet werden.
Neben dem Herzen ist auch der Dünndarm dem Feuer Element, dem Sommer zugeteilt. Nährstoffe können nicht mehr richtig ausgefiltert werden, innere Hitze entsteht, Stuhltrockenheit und Verstopfung können die Folge sein. Neben einer blassen Gesichtsfarbe, blassen Lippen, trockener Haut und Haaren, rissigen, brüchigen Nägeln, einer schwachen Monatsblutung, trockenem Stuhl und trockenen Augen, kann es zu Taubheitsgefühl in den Extremitäten, Muskelkrämpfen, Schwindelgefühl, Schlafstörungen und innerer Unruhe kommen. Höchste Zeit sich wieder fit zu essen und den Sommer zu genießen! Bon appétit!
Die Ernährung nach TCM dient der Gesunderhaltung und der Harmonisierung der körpereigenen Heilungskräfte. Meine Rezepte sind kein Ersatz für eine ärztliche Diagnose und Behandlung, sie erfüllen keine medizinischen Zwecke.
Hallo Pascale,
das ist ein sehr aufschlußreicher Artikel, ich bin ja eher ein Vegetarier, etwas Fisch und Huhn und ganz selten Lamm. Innereien sind ja nicht so mein Ding, aber vielleicht mit diesem Rezept. Ich kann mir ja gar nicht vorstellen wie das schmecken könnte, ich bin aber experimentierfreudig.
Gruß Hans
Hallo Hans, das ist prinzipiell eh super – wenig Fisch und Fleisch – das ist im Normalfall ausreichend. Bei Unverträglichkeiten (schwache Verdauungsleistung) ist jedoch die Darmflora oftmals nicht mehr intakt und es werden weniger Nährstoffe aufgenommen. Ich hatte zB einen ziemlich eklatanten B12 Mangel, obschon ich niemals strikte Vegetarierin war. Mit ab und zu kleinen Mengen (eher Fisch als Fleisch – aber unterschiedlichste Teile) geht es mir einfach besser, zumal ich die Milchprodukte weglasse. Ich werde demnächst noch einen Artikel schreiben für wen ich welche Ernährungsform geeignet finde. Danke für dein Feedback! lG Pascale
So liebevoll dargestellt (Text u. Bilder) … Danke
Danke Christina! Ja, Liebe ist eine ganz wichtige Zutat in meiner Küche????!
Klingt lecker. Wird am Wochenende ausprobiert . Kann ich das Gericht auch mit Schweine- oder Rinderleber machen?
Liebe Brita, ja sicher. Je nach Grösse der Leber musst du die Garzeit anpassen bzw sie vorher in Streifen schneiden! Bon appétit und sonnige Grüsse aus Portugal, Pascale