Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Die Prägung unseres Geschmacks beginnt dabei schon vor der Geburt, über das Fruchtwasser trägt die mütterliche Ernährung zur Geschmacksprägung des Kindes bei. Während der Stillzeit werden die Geschmacksvorlieben des Kindes nachweislich durch die Ernährung der Mutter beeinflusst indem die Aromen der von ihr gewählten Speisen, in die Muttermilch übergehen. Studien bezeugen, dass Lebensmittel deren Geschmack dem Säugling bekannt sind, nach dem Abstillen bereitwilliger akzeptiert werden.
Die 2 Hauptgeschmäcker der Muttermilch basieren auf ihren Hauptbestandteilen Milchzucker und Eiweiß und sind süß und umami. Es handelt sich bei diesen beiden Geschmäckern so zu sagen um unsere angeborenen, geschmacklichen Präferenzen. Letztendlich sind es genau die Geschmäcker die in Nudeln mit Parmesan, Kartoffeln mit Brathuhn, Pizza mit Tomatensauce, Brot mit Würstel und Ketchup und Sushi mit Sojasauce vorkommen und möglicherweise den kindlichen Menüplan anführen.
In meiner Küche wird viel herum experimentiert, daneben kommen aber auch hausinterne Klassiker nicht zu kurz. Es ist wichtig solche Gerichte zu haben, die es oft gibt und allen so richtig gut schmecken und uns ewig in Erinnerung bleiben. Meist sind wir damit wieder bei süß (im erweiterten Sinn, sprich Kohlenhydrate) und umami (besonders geschmacksintensiv wie zB Speck, Parmesan, Tomatensauce, Sojasauce,…). Diese Gerichte gelten als Soulfood: sie kommen oft mit wenigen, einfachen Zutaten aus, werden saisonal zubereitet und beim bloßen Gedanken daran wird uns warm ums Herz und es schießen einem Gedanken an die eigene Kindheit ein, wie wohl und geborgen man sich damals gefühlt hat. Womit wir wieder bei der Muttermilch gelandet wären.
Für eines dieser Gerichte ist bei uns der Mann im Hause zuständig: vor knapp 19 Jahren hat er mich damit eingekocht und seither trägt es den viel versprechenden Namen Sexy Nudels. Die Wirkung werde ich euch aus der Sicht der TCM dann noch erläutern… Was tun mit den Nudels, wenn sie einem nicht (mehr) bekommen? Weglassen geht nicht, denn sie schmecken so gut. Da frage ich nach! Was schmeckt so gut? Meist kommen wir drauf, dass es die Sauce ist, auf die man nicht verzichten will und saftig, suppig, saucig, das ist Essen wie es die TCM empfiehlt. Das heißt ich ersetze die Nudel durch Gemüse, das ist vor allem im Sommer eine Superidee, oder durch Hülsenfrüchte – so ist es im Winter ideal!
Zutaten für 2 Personen:
1 Knoblauchzehe
1-3 getrocknete Chilischoten
4 Tomaten oder im Winter 0,5 l eingekochte Tomaten im Ganzen
bestes Olivenöl
1 Bund frisches Basilikum
Salz
Parmesan
Gemüse, Bohnen, Pilze, Getreide oder eben Pasta …
Knoblauch schälen und fein hacken, Chilischoten ebenfalls fein hacken.
Tomaten überbrühen, enthäuten und würfeln oder die eingekochten Tomaten würfeln.
Etwas Olivenöl in einem Topf mit schwerem Boden erhitzen, Chili kurz anbraten, Tomaten zufügen und 10 Minuten köcheln lassen. Basilikum waschen und fein hacken.
Am Schluss den Knoblauch zufügen, nur mehr 2-3 Minuten mit köcheln, mit Salz abschmecken und reichlich Olivenöl zufügen (nicht mehr erhitzen).
Von der Feuerstelle nehmen und Basilikum zur Sauce geben.
Eigentlich passt die Sauce perfekt zu Spaghettis, so hat Monsieur es vor Jahren in Italien gelernt. Sie ist eher kompakt, hat über die wenigen Zutaten nicht so viel Volumen, so dass sie bei Penne in den Löchern verschwinden würde.
Seit unsere Küche auf TCM umgestellt wurde, sind Nudel zwar nicht komplett verschwunden, aber ich verwende das Sugo auch häufig zu anderen Trägern wie zb hier im Bild zu dicken weißen Bohnen und gebratene Austernpilze. Fein geraspelter und kurz gedünsteter Karfiol ist eine blitzschnelle Alternative und schmeckt ebenfalls köstlich. Wenn du dazu neigst von Bohnen Blähungen zu bekommen, kann es serh hilfreich sein, die Haut um den Kern zu entfernen, daher verwende ich gerne die weißen Riesenbohnen, da hält sich der Aufwand in Grenzen.
Bestreut wird das fertige Gericht meist noch mit einigen frisch gehobelten Parmesan-Spänen.
Aus der Sicht der TCM:
Das heutige Rezept ist mein Beitrag zum Gewürz-Kalender meiner lieben TCM Kollegin Anna Reschreiter von annatsu. Hier geht´s zu Anna´s Kalender, sie schreibt über Basilikum:
Frischer Basilikum wird dem Feuer-Element zugeordnet und hat einen direkten Bezug zum Herzen. Getrocknet gehört er dem Metall-Element an und erreicht besonders die Lunge. Basilikum ist wärmend und gilt als appetitanregend und verdauungsfördernd, aber auch nervenberuhigend und Schleim vertreibend. Das Kräuterbuch „Die Kräuter in meinem Garten“ beschreibt Basilikum als Potenz stärkend : „Das Kraut im Essen und als Tee steigert die Lust an ehelichen Freuden.“ Weil die Italiener wissen was sie tun…
Knoblauch, warm, scharf und süß hat regt das Yang an, er wirkt Wind-Kälte entgegen, sein Einsatz ist sinnvoll in der Bekämpfung einer Verkühlung im frühen Stadium, um die Kälte wieder aus dem Körper zu vertreiben, er wirkt schleimlösend, wirkt feuchtigkeitsbedingten Stagnationen entgegen und aktiviert den Dickdarm. Vorsicht mit Knoblauch bei feuchter Hitze und Yin-Mangel.
Chili ist heiß und scharf, er wärmt wie auch Basilikum das Herz und bewegt das Blut, wie Knoblauch vertreibt er Wind-Kälte und Lungenschleim, er aktiviert den Dickdarm.
Basilikum, Knoblauch und Chili beinhalten aktivierende und wärmende Substanzen die Nieren-Kälte vertreiben und das Herz wärmen. Die Nieren beherbergen den Willen, die Triebfeder unseres menschlichen Daseins, sie stehen Durchhaltevermögen und Ehrgeiz. Die Herz-Nieren-Achse spielt in der TCM eine wesentliche Rolle: das Wasser der Nieren dient dazu, das Feuer des Herzens zu kühlen. Sprich man sollte weder täglich Vollgas fahren noch so essen: häufige heiß-scharfe Mahlzeiten schwächen unsere Feuer-Wasser-Achse, da die Schärfe Säfte verdampft. Hier kommen die Hülsenfrüchte ins Spiel: sie nähren unser Yin, sie bauen wertvolle Säfte auf und unterstützen gleichzeitig die Niere in ihrer entwässernden Funktion.
Die Ernährung nach TCM dient der Gesunderhaltung und der Harmonisierung der körpereigenen Heilungskräfte. Meine Rezepte sind kein Ersatz für eine ärztliche Diagnose und Behandlung, sie erfüllen keine medizinischen Zwecke.