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Pascale Neuens

Sommer im Glas – Einkochen und gemeinsam Zeit sparen!

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„Die Zeit, die Zeit“ von Martin Suter, das war in Portugal meine Urlaubslektüre. Ich liebe Martin Suters Geschichten, doch bei diesem Buch wusste ich nicht so recht was ich damit anfangen soll. Er spinnt den Gedanken, dass die Zeit gar nicht existiert und unser Gefühl es gäbe sie, darauf beruht, dass die Dinge sich verändern etwas langatmig bis zum Ende, indem ein Ort zur Gänze wieder in den Zustand eines vergangenen Augenblicks zurückgeführt wird, um den damaligen Moment wieder aufleben zu lassen und die Zukunft anders schreiben zu können. Etwas gewöhnungsbedürftig und für mich eben nicht immer so packend, wie die bisherigen Bücher von Suter.

Scheinbar hat das Thema Zeit mich diesen Sommer dennoch fest im Griff. Hatte ich doch fix vor, nach dem Urlaub mein Leben etwas neu zu sortieren. Ich hatte auch noch das Buch „Eat that Frog“ im Gepäck, eine Anleitung zum erfolgreichen Handeln, was ist mein Ziel und was muss ich machen um es zu erreichen. Beziehungsweise was sollte ich, um mein Ziel zu erreichen, alles hinten anstellen oder gar von meiner to do – Liste streichen? Gekauft habe ich es mit dem Gefühl unter Dauerstress zu stehen, niemals genug Zeit zu haben alles zu erledigen. Besonders geholfen hat mir die Aussage des Autors Brian Tracy: „Vergessen sie es jemals Zeit zu haben um alles zu erledigen. Es ist schlichtweg nicht möglich! Lernen Sie Dinge zu streichen!“

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Und dann bin ich ungeplanter Weise neuerlich in Luxemburg gelandet und sah mich wieder mit dem Faktor Zeit konfrontiert. Zuerst beschlich mich das Gefühl, dass mir die Zeit fehlen wird, die Dinge zu erledigen die ich mir für die vergangenen 2 Wochen vorgenommen hatte. Dann kam das Einlassen auf die Situation und nun die Feststellung, dass an dem Ort wo ich jetzt viele Stunden täglich verbracht habe, Zeit keine Rolle mehr spielt. Ein Tag ist wie der andere und zumeist ist er auch vergessen, so wie er vorbei ist. Die freundliche Dame im Bett neben meiner Mama klagte, dass sie sich sehr einsam fühlt: „Die Jungen haben ja alle keine Zeit mehr, immer muss alles schnell gehen“.

Und dann waren da noch die Erzählungen aus einer anderen Zeit, die mein Vater mir während unseren ausgedehnten Wald-Spaziergängen erzählte. Geschichten wie man sich früher gegenseitig geholfen hat, weil man während und nach dem Krieg sonst nicht genug zum Essen/Überleben gehabt hätte. Wie man die Abende in der Stube gemeinsam mit Nachbarn verbracht, sich ausgetauscht und zusammen gelacht hat. So gab es im alt-luxemburgischen einen eignen Ausdruck dafür jemand abends einladen: „Kommt emol bei eis uuchten“, wobei „Uuchten“ die Abendstunden meint. Diesen Zusammenhalt spürt man noch heute im Dorf meiner Eltern – wo fast jeder jeden kennt.

Da frage ich mich dann was unser Gerede über Netzwerken eigentlich soll, wir vernetzen uns über Facebook, freuen uns über jedes Like und jede Stimme beim Foodblog Award, aber was hat das eigentlich für eine Relevanz? Wenn Facebook morgen inexistent wäre, was würde dann Furchtbares passieren: wir hätten vermutlich alle etwas mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge, wie zum Beispiel unsere alternden Verwandten mit Liebe und Aufmerksamkeit durch die ihnen verbleibende Zeit zu geleiten …

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Du siehst heute habe ich mir echt viel von der Leber zu reden, die Leber, das Organ das unter Druck besonders leidet. Vor einer Weile habe ich das wunderbare Buch „Das Geheimnis von Campodimele“ von Tracey Lawson gelesen. Sie beschreibt ausführlich den Rhythmus der Natur, wie die Menschen in Campodimele – dem italienischen Ort mit außergewöhnlich vielen Hundertjährigen – ihre Tage rund ums Jahr mit den Dingen verbringen, die ihr leibliches Wohl garantieren. Dabei geht es um mehr! Ähnlich den Kriegsgeschichten meines Vaters geht es ums Miteinander: um das Ernten, Einkochen, sich Helfen. Gemeinsam statt einsam. Die sozialen Kontakte als menschliches Grundbedürfnis pflegen.

Und jetzt bin ich langsam am Ziel: Dr. Michael Nehls, der Autor von „Die Alzheimer Lüge“ und „Alzheimer ist heilbar“ bezeichnet diese scheußliche Krankheit als Mangelerkrankung unserer Zeit. Laut ihm leben wir marktkonform, statt artgerecht. Dies bezieht sich gleichermaßen auf unsere Ernährung, den Lebensstil, den Bewegungsmangel und das fehlende soziale Umfeld. Es gilt das Gesetz des Minimums: es reicht nicht aus, in einem der 4 Bereiche herausragend zu sein, die Kette reißt immer beim schwächsten Glied und folglich sollte man sich in allen 4 Bereichen um ein Optimum bemühen.

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Mein anfänglich beklagter Stress wird dem Lebensstil zugesprochen. Aus Sicht der Evolution, existierte Zeitmangel früher gelegentlich akut, jedoch niemals chronisch. Detto für den Bewegungsmangel. Mein knapp achtzig jähriger Vater bewegt sich täglich mehr als ich. Während ich allgemein viel zu viel Zeit hinter dem Computer verbringe, macht er 3 ausgedehnte Spaziergänge mit dem Hund, verrichtet Garten- und Haushaltsarbeit und ist fast den ganzen Tag auf Trab. Ich habe jetzt wieder meine Schrittzähler-App aktiviert und peile wieder 10.000 Schritte täglich ab sofort an! Das ist machbar und gibt mir Zeit zur Ruhe zu kommen.

Möchtest du bei der Ernährung ansetzen, habe ich folgenden Vorschlag: Such dir ein Lieblings-Rezept aus, das du schon fast blind kochen kannst, am Besten eine Suppe oder einen Eintopf. Kaufe alle Zutaten für einen Riesenportion und lade dir eine liebe Freundin ein, mit der du lange nicht ausgiebig geplaudert hast. Je simpler das Rezept, desto tiefer die Gespräche! Es kann auch NUR Tomaten-Passata hergestellt werden oder zuerst gemeinsam gesammelt und dann Marmelade gekocht werden. Ganz nach Lust und Laune. Achte darauf, dass du ausreichend Gläser zum Abfüllen bereit hast. Und ich empfehle dir das Besorgen eines Marmeladetrichters! Jetzt geht es gemeinsam ans Werken und plaudern, so wie in Campodimele, wo die Zeit still zu stehen scheint!

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Ein paar Tipps zum Einkochen wie zu Großmutters Zeiten:

Es ist einmal Arbeit – dafür hat man dann im Nu ein gutes Essen am Tisch!
Bereite alle Zutaten laut Rezept vor. Achte dabei peinlich auf Sauberkeit, denn Verunreinigungen können zu einem späteren Zeitpunkt für böse Überraschungen sorgen.

Wenn du Gläser mit Schraubdeckel verwendest achte darauf, dass die Deckel noch neuwertig sind und gut dichten. Am besten du kochst die Gläser und Deckel 5 Minuten in einem großen Topf aus. Manchmal verwende ich die Gläser Geschirrspüler rein und koche nur die Deckel aus, oder ich verwende Einweckgläser mit Gummidichtung, dann reicht es den Gummi auszukochen.

Hast du nun alles Obst/Gemüse entsprechend der geplanten Menge gewaschen, geschält, geschnippelt und bereit stehen, bereitest du dein Gericht nach gewohnter Manier zu. Am Ende der Kochzeit, füllst du deine Lieblings-Suppe/Sauce/Eintopf kochend heiß mit dem Marmelade-Trichter in die Gläser (je nach Größe und Form 2-4 cm Luft zwischen Glasrand und Füllung lassen) und verschließt die Gläser sofort! Anschließend stellst du die Gläser auf den Deckel und lässt sie auskühlen. 

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Du kannst die Gläser auch im kalten Wasserbad herunterkühlen, um die Zeitspanne, wo die Temperatur zwischen 65° und 10° C liegt, maximal zu reduzieren. Es ist genau in diesem Temperaturbereich, wo Mikroorganismen besonders gut gedeihen und dafür sorgen können, dass die Ladung später schimmelt. Allerdings kann es dabei vorkommen, dass ein Glas springt – was auch ärgerlich ist. Daher bin ich dazu übergegangen sie zum Abkühlen in den Kühlschrank oder im Winter auf den Balkon zu stellen. Auf diese Weise haltbar gemachte Speisen sollten im Kühlschrank aufgehoben und innerhalb 4-6 Wochen verbraucht werden. Beim Aufschrauben ertönt ein Plopp, ploppt es nicht, empfiehlt es sich den Inhalt zu entsorgen.

Um die Haltbarkeit zu erhöhen, kann man das Prinzip des Einwecken/-rexen anwenden. Dazu füllt man die fertige Suppe/Sauce in saubere Einmachgläser (bis 4 cm unter den Rand). Verschließt die Gläser mit Gummiring, Glasdeckel und Klammern und kocht sie anschließend im Rohr oder in einem Topf im Wasserbad (halb so hoch wie das Glas) circa 45 Minuten bei 100° ein. Diese Gläser müssen nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden, es reicht der dunkle, kalte Keller, da der Inhalt pasteurisiert ist. Es ist günstig ausschließlich gleiche Gläser zu verwenden, da das Wasserbad bei unterschiedlicher Glashöhe Probleme bereitet. Durch die verlängerte Kochzeit kann sich die Konsistenz noch verändern, sprich am Ende ist das Gemüse eventuell weicher als erwünscht!

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Tomatenbasis für den Wintervorrat:

3 kg reife Tomaten
1 – 1 1/2 EL Stein- oder Meersalz

einige Zweige Basilikum
Einmachgläser

Es eignen sich alle Sorten von Tomaten, Hauptsache reif und gut im Geschmack! Wichtig ist, dass die Tomaten keine Druckstellen oder braunen Flecken aufweisen!

Da ich wegen zu wenig Stauraum in meiner Großstadtküche keine flotte Lotte besitze, passiere ich die Tomaten nicht, sondern schäle und hacke sie:
Wasser im Wasserkocher zum Kochen aufstellen. Die gewaschenen Tomaten in einen Topf füllen und mit kochendem Wasser übergießen und 3 Minuten ziehen lassen. Tomaten schälen. Anschließend halbieren und den Strunk entfernen. In Scheiben oder Spalten schneiden und würfeln. Die Tomatenstücke mit dem Salz in einen Topf geben und bei milder Hitze kochen lassen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist – ich habe meine circa 45 Minuten bei offenem Deckel gekocht. In jedes sauber vorbereitete Einmachglas 2-3 Basilikumblätter geben und die Tomatenbasis bis circa 4 cm unter dem Rand einfüllen mittels Trichter und verschließen.

Solltest du eine flotte Lotte besitzen, spar dir das schälen und würfeln, halbiere die Tomaten, entferne den Strunk und schneide jede Hälfte nochmal in 3-4 Teile. Die Tomatenstücke werden durch die Passiermühle in einen Topf passiert und diese ´Passata´ wird anschliessend mit dem Salz bis zum Erreichen der gewünschten Konsistenz (circa 45 Minuten) eingekocht. Anschließend wie oben beschrieben in Gläser abfüllen und der obigen Anleitung folgen.

Nun zum eigentlichen Einkochen:

Boden eines großen Topfes mit einem Geschirrtuch belegen (dann klappert es nicht beim Köcheln). Die abgefüllten, verschlossenen Gläser hineinstellen und mit Wasser auffüllen damit die Gläser zu 1/3 – 1/2 im Wasser stehen. Den Deckel auflegen und das Wasser zum Kochen bringen. Hitze reduzieren und 30-45 Minuten köcheln lassen. Lässt sich der Deckel bei Schraubgläsern hineindrücken, ist das Glas noch undicht und muss noch weiter eingekocht werden. Die Gläser vorsichtig herausheben, ich greife sie dazu immer mit dem dicken Topflappen an. Auskühlen lassen. Nun sollten sich die Tomatenbasis im dunklen, kühlen Keller bis zum nächsten Sommer halten – sofern sie nicht -hoffentlich- vorher weiter verkocht wird!

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Aus der Sicht der TCM:

Zeitdruck, Stress kostet und Blut und Säfte. Auf Dauer führt das zu einem Yinmangel, sprich Substanzmangel. Man kann sich das vorstellen wie Löcher im Schweizer Käse, die ja auch durch den Reifungsprozess entstehen. Bis zu einem gewissen Grad ist das ein normaler Alterungsprozess, ungesund wird es wenn sich die Löcher mit Feuchtigkeit/Schleim/Wind füllen.

Schleim verstopft die Meridiane, führt zu Blockaden und ist die Ursache aller wirklich schlimmen Krankheiten. Das ist der Grund weshalb man laut TCM auf feuchtigkeit- und schleimbildende Lebensmittel und Zubereitungen – in großen Mengen – verzichtet! Gemeint sind: überbackene Speisen, Milchprodukte, Café Latte, Creme-Torten, Cocktails, Frittiertes (fette Speisen), zu viel Rohkost, Süßigkeiten und häufige Brotmahlzeiten. Wie du deine Ernährung langfristig an deine Konstitution adaptierst und dabei genussvoll essen kannst, soviel du magst – weil es das Richtige für dich ist – das kannst du in meinem 30 Tage – fit essen Kurs lernen.

Verwende regelmäßig schleimsprengende Kräuter/Gewürze wie zb Anis, Bohnenkraut, Fenchel, Ingwer, Galgant, Kren, Majoran, Oregano, Thymian oder Wacholder und entfeuchtende Nahrungsmittel wie Gerste, Azukibohnen, Champignons, Pilze, bittere Blattsalate, Algen, Fische (Karpfen), Miso, Muscheln und Schnecken.

Ist bereits Schleim vorhanden (er muss nicht zwingend in Lunge und Nase sitzen), besuche deinen TCM Arzt. Es gilt alles daran zusetzen ihn wieder loszuwerden!

Bist du aus Wien (Umgebung) und möchtest du mit mir gemeinsam einkochen, so würde ich mich freuen wenn du dich mittels folgendem Link unverbindlich in eine Liste einträgst. Ich plane bei ausreichend Interessierten einen gemeinsamen Einkoch-Nachmittag und würde mich freuen dich dabei persönlich kennen zu lernen. Weitere Informationen werden per Mail an die Liste der Interessierten verschickt:
Hier geht es zur Eintragung in die Liste

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Die Ernährung nach TCM dient der Gesunderhaltung und der Harmonisierung der körpereigenen Heilungskräfte. Meine Rezepte sind kein Ersatz für eine ärztliche Diagnose und Behandlung, sie erfüllen keine medizinischen Zwecke.

6 Gedanken zu „Sommer im Glas – Einkochen und gemeinsam Zeit sparen!“

  1. Hallo in die Runde, tolles Rezept und wirklich toller Beitrag zum Thema einkochen. Ich selbst muss auch sagen, das ich bis vor ein paar Jahren auch immer das fertige Produkt ( Brühe vom Huhn ) der Chemischen Industrie gekauft habe. Zwar achtete ich darauf, das es BIO Qualität war aber selbst gemacht ist nun mal selbst gemacht. Ich kann nur jedem dazu raten, das einmal auszuprobieren, der Geschmack ich viel Intensiver. Wenn die Gläser kochend heiß abgefüllt werden sind Sie auch noch viele Wochen und Monate haltbar.

  2. Bei uns wurde immer Vorratshaltung betrieben. Meine Omas und auch meine Eltern sagten immer, man musz jederzeit damit rechnen, dasz wieder ein Krieg aus- und die Versorgung zusammenbricht.

    Im Winter erhielten wir immer ein lebendes Schwein zum Schlachten. Da wurde dann gesurt und geselcht und auch Leberwurst im Glas gemacht, auszerdem Blunzen, Leberwurst zum Braten, Presskopf und Sulz. Weiters wurde der Speck ausgelassen und das Schmalz in einem groszen Haefen mit Deckel im Keller aufbewahrt. Spaeter wurde auch viel Fleisch eingefroren.

    Spaeter haben wir Fleisch gekauft, das mein Vater dann gesurt und geselcht hat. Und auch Speck haben wir noch gekauft und selber ausgelassen. Ich ueberlege mir, dies wiederaufzunehmen.

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