Eine Sauce viele Möglichkeiten:
Nach meinem Lob auf die echte italienische Küche widmen wir uns heute der Tomatensauce! Jetzt? Mitten im Winter? Das ist doch gar nicht TCM! Stimmt einerseits, aber es kommt eben immer darauf an wie man es anstellt. Das fasziniert mich ja so an der TCM: das Studieren der Lebensmittelwirkung wurde über Jahrtausende gesammelt und zusammengetragen. Mit dem entsprechenden Wissen, kann man eigentlich alles essen, unter der Voraussetzung dass man ausgleicht! Statt Verbote einzuhalten, gilt es gekonnt zu kombinieren und Kochmethoden entsprechend zu adaptieren. Es ist ein bisschen wie beim Kinder-Chemiekasten…je nachdem wie man die Lebensmittel kocht und/oder kombiniert tun sie etwas anderes in unserm Körper.
Zurück zu unserer Sauce: macht man es also so wie die Italiener in zum Beispiel Campodimele – dem kleinen Dorf südlich von Rom mit besonders vielen Hundertjährigen – dann verwendet man im Winter die sonnengereiften Tomaten des Sommers, welche mit viel Liebe eingekocht wurden! Mit den entsprechenden Gewürzen und lange eingekocht hat die Sauce dann alles was eine Speise im Winter braucht.
Buchtipp: Das Geheimnis von Campodimele: Rezepte für ein langes Leben – für alle die eintauchen wollen in das traditionelle italienische Landleben…
Zutaten für 4 Personen:
750ml – 1l Polpa (eingekochte Tomaten mit Stückchen), je nach Dauer der geplanten Kochzeit
(bei längerer Kochzeit besser 1l nehmen, da die Sauce sonst zu sehr eindickt!)
1 Glas Rotwein
1 Schalotte (oder 1-2 Zehen Knoblauch)
350g gemischtes Wurzelgemüse (Karotten, Pastinaken, Sellerie, Staudensellerie, Fenchel, Kürbis,…)
80g getrocknete Linsen (zb gelb oder orange) oder auch andere Hülsenfrüchte (zBCannellini Bohnen)
(man kann auch ein 200g Glas Bohnen verwenden)
2-4 Scheiben Ingwer
1/2 TL Kurkuma
2 Lorbeerblätter
bestes Olivenöl
etwas frische Kräuter wie Thymian oder Rosmarin
Salz, Pfeffer
manchmal gebe ich noch etwas Zimt hinzu!
Gemüse putzen und klein hacken, in 2 EL Olivenöl anbraten bis es zum Duften anfängt. Wein, Polpa und Gewürze zu fügen und 1 Stunde (oder etwas länger, bis zum erreichen der gewünschten Konsistenz) bei kleiner Flamme köcheln. Die Linsen getrennt nach Packungsanleitung mit einer Scheibe Ingwer kochen. Achtung ausser den gelben, orangen oder Beluga Linsen (die ich aus farblichen Gründen nicht empfehle) müssen die Linsen eingeweicht werden! Um die Gase entweichen zu lassen ist es zielführend die ersten 10 Minuten der Kochzeit keinen Deckel aufzulegen und den Schaum ab zu schöpfen.
Am Ende der Saucenkochzeit abgetropfte Linsen/Bohnen untermischen und noch 5 Minuten mit köcheln lassen. Man kann auch nur einen Teil der Linsen zufügen und die anderen unter einen begleitenden Blattsalat mischen. Aus optischen Gründen nehme ich meistens die orangen Linsen, die fügen sich schön in die Sauce ein, machen sie allerdings recht dick, da sie dazu neigen zu verfallen. Als „Fleischersatz“ eignen sich Cannellini oder Kidney Bohnen besser, da sie etwas Biss behalten. Noch einen Schuss Olivenöl zugeben und ein paar frische Kräuter drüber streuen… Fertig!
Jetzt ist die Sauce für weitere Schandtaten bereit: man sie zum Beispiel in blanchierte Chinakohlblätter füllen, zusammenrollen und mit verbleibender Sauce bedecken. Ein paar Butterflöckchen und etwas Parmesan darüberstreuen und noch kurz in den Ofen schieben.
Als glutenfreie Lasagne ist sie auch bestens geeignet: dazu blanchiere ich Im Winter Kohlblätter, im Sommer Zucchinischeiben und gebe die Sauce und das Gemüse lageweise in eine ofenfeste Form. Die Linsen (Eiweiß) sorgen für ausreichende Sättigung, ganz ohne Pasta!
Da ich meistens die doppelte Menge Sauce zubereite und dann eine Hälfte heiß in ein Einkochglas abfülle, habe ich einige Tage später eine schnelle „Pasta“ bereit. Als Variante zu Nudeln kann man mit einem Spiralschneider Zucchinispaghetti anfertigen oder im Winter Karfiol raspeln. Beides braucht dann etwas 2 Minuten über Dunst um gar zu sein.
Wer etwas mehr Kohlenhydrate wünscht macht sich eine Polentapizza: Polenta kochen, eine Tortenform buttern, Polenta einfüllen, glatt streifen und 10 Minuten im Rohr backen. Mit Sauce bedecken, dazu schmeckt ein Stück Feta und ein paar Sprossen.
Aus der Sicht der TCM:
Die meisten Kinder mögen Tomatensauce, mögen sie sie nicht, so könnte das ein Zeichen für „Bluthitze“ sein. Eine Histamin-Intoleranz ist Teil dieses Syndroms. Kinder haben üblicherweise ein gutes Gespür dafür haben was ihnen schadet und lehnen in dem Fall Histaminbomben wie Tomatensauce ganz natürlich ab.
Tomaten sind kühlend, eliminieren Hitze und kühlen das Blut, nur auf Grund des hohen Histamingehalts funktioniert dieser Mechanismus bei einer Intoleranz nicht. Bei einer schwachen Mitte sind Tomaten regelmäßig konsumiert zu stark abkühlend.
Linsen stärken unsere Nieren, unsere Essenz und das Blut. In besonders belastenden Situationen sind sie sehr stärkend: Schwangerschaft, Blutmangel, Burnout, …
Sie tonisieren das Qi, stabilisieren den Blutzucker und sind hilfreich bei Diabetes, Herz- und Nervenschwäche. Sie regulieren den Stuhlgang und unterstützen die Darmperistaltik.
Kurkuma wirkt den Blähungen durch die Hülsenfrüchte entgegen, beruhigt den Magen und stärkt das Qi – vor allem das Leber Qi, senkt die Blutfettwerte (Cholesterin), stärt das Immunsystem und beugt Herzinfarkten und Schlaganfällen vor. Unbedingt in Kombination mit schwarzem Pfeffer verwenden, dieser erhöht die Wirkkraft des Kurkuma!