Ich liebe es auf Märkten zu flanieren. Mir kommen währenddessen die besten Ideen, was ich zaubern kann. Dieses Jahr im Urlaub, war ich ausnahmsweise mehr Betrachterin als Heimschlepperin. Die klassischen, faulen Pool-Tage entfielen und wir hatten selten „Zeit zum Kochen“.
Unsere großen Kinder hatten den Wunsch möglichst viel zu erkunden und zu entdecken. So waren wir viel unterwegs und hielten meistens spontan nach einem einladenden Restaurant Ausschau. Wir wurden dabei nie enttäuscht. Eines meiner Lieblingsgerichte waren gefüllte Sepia. So köstlich. Die sollte ich demnächst vorstellen, vielleicht in Kooperation mit Lino – dem haben sie nämlich auch hervorragend geschmeckt…
Ach ja, und dann waren da noch die vielen Freunde und Bekannte die es zu besuchen und treffen galt. Egal wie und wo, so ein Anlass ist immer mit einem Essen verbunden. Ohne Essen geht es in Frankreich einfach nicht.
Manu (zu diesem Freund komme ich noch) erzählte uns, dass er mal zu hören bekam: „Ihr Franzosen esst ja nur, um währenddessen zu besprechen, was ihr bei der nächsten Mahlzeit zu euch nehmt“ und man könnte meinen: es stimmt.
Tatsächlich haben wir in 14 Tagen nur 2x selber gekocht. Abgesehen natürlich von unserem warmen Frühstück. Auf das steht inzwischen die ganze Familie. Fräulein Emilie ist der Meinung: das ist die absolut wichtigste Mahlzeit. Wenn das Frühstück passt, läuft der Tag einfach viel besser.
Wir haben so viel erlebt, dass ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll. Am besten der Reihe nach. Die erste Woche wohnten wir in einem traumhaften Haus in St. Rémy de Provence. Dem Ort, wo ich schon als Kind, beim obligaten Mittagsschläfchen den Zikaden lauschte, um danach ein Stück köstlichst duftende Marillen Tarte frisch aus dem Ofen serviert zu bekommen.
St Rémy ist ein idealer Ausgangsort um Tagesausflüge in alle Himmelsrichtungen zu unternehmen. So waren wir Baden am Pont du Gard, Kajak fahren in der Ardèche, Moskitos zählen in der Camargue – die Flamingos waren leider ausgeflogen, tanzen auf der Brücke von Avignon und in der großartigen Van Gogh Ausstellung in den Carrières des Lumières von Les Baux.
Nach einer Woche ging es in eine traumhaften Calanque nahe Marseille. Hier zirpten uns Grillen in den Schlaf, nachdem wir uns im angeschlossenen Restaurant den Bauch mit Aioli voll geschlagen hatten. 4 geniale Tage lang, genossen wir es „les pieds dans l´eau“ zu wohnen und den, für mich, unüberbietbaren Blick aufs Meer zu haben. Wir versuchten unser Glück, 8 Handtücher nebeneinander an einigen der Stränden der Umgebung anzubringen. Uns hat es nichts gemacht, aber wenn du es einsam magst, bist du im Juli/August hier definitiv falsch ?.
Dennoch passten auch uns die 3 ruhigen Tage in den Alpes du Sud ganz gut in den Kram. Wir genossen die Gastfreundschaft unseres langjährigen Freundes Manu, dem wir unsere Beziehung verdanken. Ja, er und seine Frau haben uns vor über 20 Jahren klassisch verkuppelt, aber das ist eine andere Geschichte :-).
In dem fast 200 Jahre alten Bauernhaus fühlten wir uns total angekommen. So schade, dass der Urlaub bereits dem Ende zu ging. Mit Manu hatten wir uns so unfassbar viel zu erzählen. Du kennst sicherlich auch solche Menschen. 7 Jahre hat man sich nicht gesehen und das Leben hat einige Veränderungen gebracht. Und vielleicht ist man sich gerade deshalb plötzlich noch näher … Magisch.
Und auf einmal war ich mir total sicher, meine Unverträglichkeiten überwunden zu haben. Zum Beweis gönnte ich mir, vor einer großen Wanderung, ein fettes Honigbrot zum Frühstück. Meine Familie wunderte sich und sagte nichts.
Zu Mittag zelebrierten wir ein köstliches Picknick auf 2.300m Seehöhe. Wir hatten alles dabei: Kichererbsensalat, Fisolen, Bratkartoffel, Baguettes, Schinken, Melone, Chips und Käse. Manu hatte, tradition oblige, sogar angeboten Espresso und Rosé einzupacken. Non merci, bei 700 Höhenmetern in eine Richtung kein Muss :-).
Das Bild ist Teil meiner Vision: viele Menschen sitzen unter einem Baum am gedeckten Tisch, oder um eine Picknickdecke herum und haben Spaß und schöne Gespräche. Und: alle vertragen alles … weil es einfach gute, frische Lebensmittel sind.
Da überrascht es nicht, wenn in so einer Welt die Speisekarte einer „einfachen“ Berghütte mit Plumpsklo Dinge wie: hausgemachte Brennesselsuppe, Karotten-Orangen-Kichererbsen-Salat und Lammragout mit Marillen und Saubohnen enthält. Alles Bio, alles regional.
Hier möchte ich bleiben. Hier ist meine Welt in Ordnung. Bitte mehr davon. Und ich meine jetzt nicht, dass ich Kichererbsen auf Österreichs Hütten brauche, sondern einfach gute lokale Küche mit frischen Produkten, liebevoll und kreativ zusammengesetzt, ohne Schnickschnack.
Es wartete noch eine letzte wundervolle Nacht über den Dächern von Antibes auf uns. Das Picasso Museum wollte besichtigt werden und wo, wenn nicht direkt am Meer, mussten noch Moules Frites zum krönenden Abschluss verspeist werden.
Ich mag Tapenade gerne zu gedünstetem Gemüse wie Kartoffeln, Zucchini, Karfiol, Mairüben oder Kohlrabi.
Klassischerweise wird Tapenade mit getoasteten Brotscheiben zum Apéritif gereicht, zum Beispiel hier im Bistro, im Hafen von Cassis. Sie passt aber auch zu jedem Picknick, einfach als Brotaufstrich.
La Tapenade
200 g entsteinte Oliven (schwarz oder grün, nach Geschmack)
50 g Kapern
30 g Sardellen oder 60 g Thunfisch
3-4 Zweige Thymian
1-2 Knoblauchzehen
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Olivenöl
Sardellen waschen und gut abtropfen lassen. Kapern ebenfalls gut abtropfen lassen. Thymian waschen, trocken schütteln und Blättchen abstreifen. Knoblauchzehen schälen und grob hacken.
Oliven, Kapern, Knoblauch, Sardellen, Pfeffer und Thymian in ein hohes Gefäß geben und mit dem Pürierstab zerkleinern. Mit Olivenöl z einer cremigen Masse rühren. Voilà. Fertig ist deine Tapenade.
Was mir aufgefallen ist, in der Provence gibt es ganz viele Varianten aus den klassischen Gemüsesorten (Zucchini, Tomaten, Melanzani, Paprika und Zwiebel) in dem sie in Zweierkombinationen verwendet, oder auch nur einzeln serviert werden. Statt zum Beispiel als Ratatouille, wo wir die Tendenz haben, alle Sorten zusammen zu verkochen.
Klar: Eintopf geht schnell, aber getrennt geniessen hat etwas nobles und ist zu gleich bekömmlich.
Spannend finde ich, dass Yottam Ottolenghi in seinem Buch SIMPLE, auch diesen Zugang zu verfolgen scheint. Sieht man sich sonst bei Ottolenghi manchmal nicht durch die Zutatenliste, versucht er hier mit maximal 10 Zutaten aus zukommen.
Ich kann zum Beispiel bereits die zerdrückten Zucchini Seite 57 und die Paprika-Zitronen-Sauce Seite 224 (zumindest in der französischen Ausgabe) unbedingt empfehlen.
Wunderschön geschrieben Pascale:-)))
Danke liebe Eva, freut mich sehr 🙂
Danke liebe Pascale,
ich war soeben beim Lesen auch en France und habe die Zirpen gehört und den Geruch der sonnengeküssten Pflanzen genossen – Danke!
LG
Irmi
Liebe Irmi, vielen lieben Dank für die netten Worte und dass ich dich mit auf die Reise nehmen konnte, bonsoir, Pascale